Die Verkehrswacht Berchtesgadener Land führt seit mehreren Jahren ein Präventionskonzept für junge Fahranfänger durch. Hierzu werden an weiterführenden Schulen (Gymnasien, Berufs- und Fachoberschulen....) ganztägige Veranstaltungen durchgeführt. Der Tagesablauf gestaltet sich folgendermaßen:
1. Einführung zum Thema durch Verkehrswacht mit Vortrag Polizei über Unfallörtlichkeiten im jeweiligen Schulbereich
2. Informationen über medizinisch psychologische Untersuchung (MPU), deren Anordnung und Ablauf einer MPU
3. Erfahrungsbericht eines Notarztes oder Rettungssanitäters über Unfälle, auch im Hinblick auf Rettungskette und/oder posttraumatische Belastungsstörungen oder Umgang mit belastenden Situationen
4. Praktischer Ablauf: Nach der rund einstündigen Einführung werden die Schüler systematisch und nach einem bestimmten Zeitschema an folgende Stationen herangeführt:
4.1. Überschlagsimulator: Fast täglich landet irgendwo ein Auto auf dem Dach. Fahrer und Mitfahrer werden hier durch den Überschlagsimulator im Schonraum durch die völlig umgedrehte Situation in eine Stresssituation versetzt und erlernen wie sie sich aus dieser "verzwickten" Situation befreien können.
4.2. Aufprallsimulator: Die Simulation einer alltäglichen Situation durch den Aufprallsimulator. Der Fahrzeugführer wartet mit seinem Kfz. in der Fahrzeugschlange als letztes Auto an einer Ampelanlage und ein nachfolgender Pkw-Lenker übersieht die bereits haltenden Fahrzeuge. Mit einem simulierten Aufprall von rund 12 km/h wird das Fahrzeug mit seinen beiden Insassen hydraulisch nach vorne katapultiert und landet symbolisch am vorderen Fahrzeug nach rund 3 m Strecke. Dort erfolgt das abrupte Stoppen bei rund 10 km/h.
4.3. Motorrad-Simulator: Der Nutzer des Motorrad-Simulator "durchfährt" mit seinem Motorrad verschiedene innerstädtische Straßen oder Landstraßen und wird mit Gefahrensituationen konfrontiert. Die Simulation verlangt vom Fahrer entsprechendes Handeln (Reaktion - Bremsung) und dies wertet der Computer aus. Aus dem Ergebnis kann der Fahrer ersehen, welche Reaktionszeit und welchen Bremsdruck er bei diesen Gefahrensituationen erzielt hat. Durch entsprechendes Verändern der erzielten Werte am Computer wird die Gefahrensituation entschärft und führt nicht selten hin zur Unfallvermeidung.
4.4. Pkw-Fahrsimulator: Gleichgelagert wie beim Motorrad-Simulator dient auch unser Pkw-Simulator dem Verkehrssinntraining. Hierbei spielt natürlich auch die Ablenkung, die durch den Moderator künstlich erzeugt wird, eine große Rolle. Hierbei wird ganz bewusst in die Trickkiste gegriffen um den jeweiligen Fahrzeuglenker von seiner Aufmerksamkeit abzulenken um ihn ganz bewusst in brenzlige Fahrsituationen zu bringen.
4.5. Reaktionstestgerät: Der reine Reaktionstest gehört natürlich auch zu diesem Programm der Verkehrserziehung. Egal ob dies den Ampeltest oder plötzlich auftretende Hindernisse darstellt, hier ist die reine Reaktion des Nutzers gefragt.
4.6. Bremssimulator: Ein besonderes Programm zum Test der Bremsschnelligkeit bietet der Bremssimulator. In graphischer Darstellung werden Bilder und Ampelsequenzen oder Gefahrensituationen auch wählbar mit Ampelsignalton eingespielt und der User hat die Möglichkeit, seine Auffassungsgabe und Schnelligkeit unter Beweis zu stellen. Die ausgewertete Reaktionszeit wird hier sogar in zwei Phasen (reine Reaktionszeit und Pedalwechselzeit) dargestellt. Die veränderbar einzustellende eventuelle höhere Geschwindigkeit wird dem Fahrer anzeigen, ob er mit den gezeigten Werten auch die lapidaren 10 km/h Mehrgeschwindigkeit noch unfallfrei hätte bestehen können.
4.7. Rauschbrillenparcours: Spaß mit ernstem Hintergrund bieten die zahlreichen Rausch- und Drogenbrillen im Einsatz auf einer Rauschbrillenparcoursplane oder der Fahrt mit dem Erwachsenenkettcar. Der erste Gang oder die erste Fahrt erfolgen im nüchternen Zustand ohne Brille, der zweite Ablauf geschieht mit aufgesetzter Simulationsbrille. Im Einsatz sind diverse Simulationsbrillen mit 0,8 bis 1,5 Promille, Drogenbrille, Restalkoholbrille oder Alcopopbrille.